Belletristik

Skandinavische Geister in Chicago

Geister

Autor: Nathan Hill
Titel: Geister
Sprache: Deutsch
Seiten: 864 S.
Jahr: 2016
Format: Gebunden
Originaltitel: The Nix
Verlag: Piper
Preis: 25,00€
ISBN: 978-3-492-05737-0



Inhalt:

Samuel Anderson wird eines Tages von der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers durch einen Anruf aus seinem monotonen Leben eines Literaturprofessors gerissen. Sein Leben wird sich Stück für Stück ändern und er wird sich mit sowohl seiner eigenen als auch der Vergangenheit seiner Mutter auseinandersetzen müssen.
Bisher hatte sich Samuel nie wirklich mit seiner Kindheit und Jugend beschäftigen wollen. Bisher ist er immer geflüchtet – so wie seine Mutter, die ihn verließ als er gerade einmal ein Kind war. Bis zu jenem geheimnisvollen Anruf der Anwaltskanzlei hat Samuel nie wieder etwas von seiner Mutter gehört. Und ausgerechnet sie ist der sogenannte ‚Packer-Attacker‘: Vor laufenden Kameras hat Faye Anderson-Andresen den Gouverneur und Präsidentschaftskandidaten Chicagos Packer mit Kieselsteinen beworfen und dabei sein Auge erwischt. Nun steht sie (zunächst) wegen Körperverletzung vor Anklage und Samuel (der sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat) soll einen Brief schreiben, in dem er für ihr gutes Wesen bürgt.

Obendrein will ihn sein Verleger verklagen, da Samuel seinen Buchvertrag nicht eingehalten hat – er hat das vereinbarte Buch schlichtweg nie geliefert. Zudem tut eine seiner Studentinnen ihr Bestes, um ihn feuern zu lassen.
Er begibt sich (unter anderem mithilfe seines Gildenkollegen aus ‚Runes of Elfscape‘ – ‚Pwnage‘) auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie und zugleich zurück in die Zeiten der ’68er Studentenaufstände Chicagos.


Meine Gedanken zum Buch:

Nathan Hill schafft hier mit ‚Geister‘ – aus meiner Sicht – eine beeindruckende Spiegelung der Gesellschaft. Er spielt mit Gegensätzen (der Hochschulprofessor, der nachts ein Online-Rollenspiel in seinem Büro in der Uni spielt, weil da das Internet besser ist) und schafft so abgerundete Charaktere, die man schnell ins Herz schließen oder hassen kann.
Zwar wirken einige Situationen zunächst etwas absurd (Faye, die als ältere, unauffällige Dame aus heiterem Himmel einen Gouverneur attackiert), dennoch machen diese Begebenheiten später nach und nach Sinn. Die Verbindungen zwischen den Charakteren sind nicht sehr komplex, dennoch nicht von Anfang an zu durchschauen, was mich beim Lesen sehr gefesselt hat.

Was die geschichtlichen Ereignisse angeht – die ’68er Studentenbewegung in Chicago zum Beispiel – kann ich nichts über die Genauigkeit sagen, da ich mich selbst zu wenig auskenne. Mir ist zwischendrin nichts auffällig störend oder falsch vorgekommen, da alles sehr gut in die vordergründige Geschichte gepasst hat.
Aus der Danksagung hinten im Buch wird ersichtlich, dass die Story „eine Mischung aus historischen Tatsachen, Augenzeugenberichten, der Fantasie des Autors und seinen persönlichen Vorlieben“ ist. Wenn dabei immer so ein wundervolles Buch rauskommt – immer gerne!


Lieblingszitat:

Jede wirkliche Veränderung sollte dir zunächst einmal Angst machen. Wenn sie dir keine Angst macht, ist es keine wirkliche Veränderung.


Mein Fazit:

5

Mit seinen stolzen 864 Seiten scheint das Buch wirklich eine Herausforderung zu werden, wenn man damit beginnt. Doch ich konnte es kaum noch aus der Hand legen und habe mich selbst immer wieder dabei erwischt, wie ich über die Figuren und ihre Geheimnisse gegrübelt habe, wenn ich gerade die Nase nicht im Buch stecken hatte.
Wer sich ein wenig für die Gesellschaft in den USA der 60er Jahre, Online-Rollenspiele (und die Personen vor den Bildschirmen) oder Familiengeheimnisse interessiert, dem empfehle ich dieses Buch ganz klar. Und allen anderen. Unbedingt lesen!!


Happy Reading! ❤
~Rain

Ein Kommentar zu „Skandinavische Geister in Chicago

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